
56. Konzertsaison 22|23
HEIMAT

GROSSE WERKE
Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 2 c-Moll "Auferstehungssinfonie“
Bearbeitung für zwei Klaviere, Soli, Chor und Flügelhorn (nach einer Fassung von Bruno Walter)
Gregor Meyer - Klavier/ Leitung
Walter Zoller - Klavier
Annika Steinbach - Sopran
Henriette Gödde - Alt
Konrad Schreiter - Flügelhorn/ Trompete
Mitglieder des GewandhausChores Leipzig
A3
So 13. November 2022, 17:00
Landenberghaus Greifensee
CHF 45
Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 2 c-Moll
„Auferstehungssinfonie“ - Bearbeitung für zwei Klaviere, Soli, Chor und Flügelhorn (nach einer Fassung von Bruno Walter)
„Auferstehen! Ja, Auferstehen!"
Gustav Mahlers innere Zerrissenheit, sein persönliches Ringen mit den Themenkreisen Leben, Tod und
Glauben zeigt sich, wie in vielen seiner Kompositionen, auch und besonders deutlich in seiner 2. Sinfonie.
Beim Schreiben seiner 1. Sinfonie (1887/88) hatte Mahler bereits Ideen für eine weitere sinfonische
Komposition. Es sollte aber noch 6 Jahre dauern, bis er seine 2. Sinfonie 1894 vollendete. Inspiriert von Carl
Maria von Webers Opernfragment „Die drei Pinots“, welches er bearbeitete und vervollständigte, begann er
am 20. Januar 1888 mit der Niederschrift des ersten Satzes, der „Todtenfeier“. Diesen vollendete er im
September 1888 in Prag und hatte Ambitionen, ihn als eigenständige sinfonische Dichtung herauszugeben.
Doch der Verlag lehnte dies ab und so verschwand das Manuskript vorerst in der Schublade. Es wird
spekuliert, dass Mahlers Stellung als Operndirektor in Budapest und sein anschliessender Wechsel an das
Hamburger Stadttheater ihm nur wenig Zeit zum Komponieren liessen. Im Sommer 1893 schrieb er in
Steinbach am Attersee die Lieder „Urlicht“ und „Des Antonius von Padua Fischpredigt“ (aus „Des Knaben
Wunderhorn“) sowie Entwürfe des zweiten und dritten Satzes, die instrumental immer wieder an das
„Antonius“- Lied angelehnt sind. Das „Urlicht“ übernahm Mahler nahezu unverändert in den vierten Satz
seiner 2. Sinfonie und integrierte damit erstmalig ein Vokalstück in eine seiner Sinfonien. Ein Vorgehen, das
sich in seinen folgenden Werken fortsetzen sollte. Die Idee, den Schlusssatz mit einem grossen „Chorfinale“ enden zu lassen, kam ihm erst im März 1894 bei der Trauerfreier von Hans von Bülow, auf welcher ein Chor den
Klopstock-Choral intonierte: „Auferstehn! - Wie ein Blitz traf mich dies und alles stand ganz klar und deutlich
auf meiner Seele!“. Mahler setzte sich sofort an die Fertigstellung seiner Komposition und vollendete sie
noch im Sommer des gleichen Jahres. Am 13. Dezember 1895 wurde Mahlers 2. Sinfonie unter seiner
Leitung in Berlin uraufgeführt.
Bruno Walter, ein Kollege und später enger Freund Mahlers, fertigte 1897 einen „Klavierauszug zu vier
Händen“ der 2. Sinfonie an. Ein Vorgehen, welches zur damaligen Zeit durchaus üblich war. Walters Klaviertranskription der mahlerschen Sinfonie bildet die Grundlage des hier vorgestellten Projektes,
das 2021 ins Leben gerufen wurde.
Die Pandemie hielt auch 2021 die Welt in Atem und die Aufführung von grossen Sinfonien mit Orchester,
Chor und Soli war unmöglich. So entwickelte Gregor Meyer das Konzept, Mahlers 2. Sinfonie in der Fassung
von Bruno Walter „coronakonform“ mit zwei Solistinnen, Kammerchor und Flügelhorn aufzuführen. Dies
gelang mit großem Erfolg und beachtlicher Reputation, sodass weitere Einladungen folgten. Für die Musiker
wurde es in dieser herausfordernden Zeit zu einem Herzensprojekt und sie sind dankbar, dieses aktuell in
Kooperation mit dem Label Genuin aufnehmen zu dürfen.
AUSFÜHRENDE
Gregor Meyer studierte in Leipzig Chorleitung und Kirchenmusik. In diesem Rahmen erhielt er auch Klavierunterricht bei Prof. Mathilde Erben. Als Leiter des GewandhausChores arbeitet er seit 2007 eng mit den jeweiligen Gewandhauskapellmeistern, regelmässig aber auch mit renommierten Gastdirigenten zusammen. Für einzelne Projekte ist er immer wieder auch bei anderen bekannten Chören zu Gast, zuletzt beim Chor der Oper Leipzig und widerholt beim RIAS Kammerchor. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn ausserdem mit dem historisch orientierten Orchester camerata lipsiensis. Als Leiter des GewandhausChores ist Gregor Meyer für die inhaltliche Gestaltung der Konzertreihe des Ensembles verantwortlich. Hierfür konzipiert er regelmässig innovative Programme, die nicht selten die Grenzen des klassischen Konzertrepertoires und Formates überschreiten. Auch als Komponist und Arrangeur tritt er immer wieder in Erscheinung. Großen Erfolg hatte zuletzt seine Fassung von Schuberts Winterreise für Bariton, Chor und Klavier bzw. zwei Akkordeons. Bereits vor Beginn seiner Tätigkeit am Leipziger Gewandhaus arbeitete Gregor Meyer als Chordirigent mit Ensembles unterschiedlicher Grösse und Ausrichtung. Von 1999 bis 2017 leitete er das von ihm gegründete Vocalconsort Leipzig und rief 2011 die Solistenformation Opella Musica ins Leben, mit der er 2022 ein grosses Projekt, die Gesamtaufnahme aller erhaltenen Kantaten Johann Kuhnaus, vollendete. Seit 2014 pflegt er ausserdem mit dem Ensemble 1684 verstärkt das Repertoire von Johann Rosenmüller. Viele seiner Konzert- bzw. Aufnahmeprojekte leitet Gregor Meyer von der Continuo-Orgel aus, ist also am Dirigentenpult ebenso zu Hause wie am Tasteninstrument.
Walter Zoller wurde 1972 in Basel geboren. Er studierte an der Musikhochschule Basel Klavier bei Jean-Jacques Dünki und Adrian Oetiker, legte das Konzertdiplom mit Auszeichnung ab und vollendete sein Studium in der Meisterklasse bei Bruno Canino an der Musikhochschule Bern. Schon als Student erhielt er zahlreiche Preise und Stipendien verschiedener Schweizer Kulturstiftungen. Mit dem Mondrian Ensemble Basel gewann er den 3. Preis beim Schweizerischen Migros-Kammermusikwettbewerb, erreichte den 2. Platz beim Concours International Illzach und erhielt den 10. Swiss Ambassador’s Award. Walter Zoller ist gefragter Solist, Kammermusiker und Liedbegleiter: 1998 gab er sein Debüt mit dem Sinfonieorchester Basel im Stadtcasino Basel, 2003 mit dem Mondrian Ensemble in der Tonhalle Zürich, 2005 debütierte er beim Lucerne Festival. Er wurde zu zahlreichen weiteren Festivals, z.B. in Weimar, Davos, Zürich, Bantry (Irland), Krakau, East Sussex (England) und zu einem Konzert in die Wigmore Hall London eingeladen. Eine CD mit Werken von Beethoven und Schubert, eine CD-Produktion für Musikszene Schweiz – Grammont Portrait sowie etliche Rundfunkaufnahmen ergänzen seine Tätigkeit. Seit 2004 lebt Walter Zoller in Leipzig, arbeitet als Pianist und Korrepetitor am Gewandhaus, musiziert in verschiedenen Kammermusikformationen mit Mitgliedern des Gewandhausorchesters und tritt regelmässig als Solist und Begleiter in Konzerten des Gewandhauses auf. Immer wieder arbeitet er auch als Arrangeur und Komponist. So führte der GewandhausKinderchor im April 2019 mit der Kinderoper "Der Aufstand" erstmals ein abendfüllendes Werk von ihm auf.
Annika Steinbach, geboren in Karlsruhe, entwickelte ihre Leidenschaft für den Gesang im international ausgezeichneten Mädchenvokalensemble Villanella und wirkte damals u. a. als Knabe in Mozarts Zauberflöte bei Produktionen des Badischen Staatstheaters Karlsruhe mit. Nach ihrer Schulzeit am Musikgymnasium Karlsruhe studierte sie zunächst Schulmusik an der dortigen Musikhochschule und absolvierte dann ein Gesangstudium an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig bei Prof. Christina Wartenberg. Weitere Impulse erhielt sie bei Margreet Honig, Thomas Heyer und Regina Werner-Dietrich. An der Musikhochschule sang sie die Sophie Scholl in Peter Maxwell Davies Kommilitonen! und war als Mimı̀ in Puccinis La Bohème bei "szene12" Dresden zu hören. Im Rahmen eines interdisziplinären Musiktheaterprojektes der Hochschule zu Puccinis Turandot übernahm sie die Rolle der Liù neben der Präsentation zeitgenössischer Kompositionen. Neben ihrer Konzerttätigkeit sind es vor allem die experimentellen Konzertformate und Projekte, denen sie sich in verschiedenen Formationen und Ensembles gerne widmet – im weiten Feld des Konzerts, in der Welt der Oper, im spannungsreichen Wechselspiel von zeitgenössischer und Alter Musik sowie im farbenreichen Liedgesang (u. a. Passage to more than India im MdbK Leipzig 2016, The streetsinger is sick Galerie Hoch+Partner Leipzig, 2018; Italienisches Liederbuch - Eine szenische Collage Leipzig/Dresden ab 2018, Clomiri in Händels Imeneo Flügelschlag Werkbühne e.V. ab 2018). Konzertreisen mit Programmen des Konzerttheaters für Kinder führten sie international nach Schweden, Ungarn, Weissrussland und China. Annika Steinbach lebt als freischaffende Sängerin in Leipzig.
Henriette Gödde studierte bei Prof. Christiane Junghanns an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden und examinierte in der Meisterklasse Lied und Konzert mit Auszeichnung. Wichtige Impulse im Genre Lied erhielt sie vor allem von KS Prof. Olaf Bär. Als Konzertsängerin etablierte sich Henriette Gödde auf nationalen und internationalen Podien. So konnte man die junge Altistin auf Festivals wie dem Bachfest Dresden, den Händelfestspielen Halle, den Dresdner Musikfestspielen und dem IMPULS-Festival sowie auf internationalen Podien wie dem Berlioz Festival Côte-Saint-André, dem Auditorium Lyon und dem Megaron Athen erleben. Einladungen renommierter Orchester und Ensembles wie der Akademie für Alte Musik Berlin, der Dresdner Philharmonie, dem ensemble frauenkirche dresden (Matthias Grünert), dem Ensemble Modern (Kent Nagano), der Gaechinger Cantorey (Hans-Christoph Rademann), dem Leipziger Gewandhausorchester (Ulf Schirmer), dem Orchestre National de Lyon (Leonar Slatkin), dem Radio Filharmonisch Orkest der Niederlande (Jaap van Zweeden), dem RIAS Kammerchor Berlin (Justin Doyle), dem Staatsorchester Athen (Christoph Poppen), Stiftsbarock Stuttgart (Kay Johannsen) und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (Riccardo Muti) bereichern ihr künstlerisches Schaffen. Neben ihrer Konzerttätigkeit gastiert Henriette Gödde immer wieder auf verschiedenen Opernbühnen Europas. Zuletzt war sie bei den Opernfestspielen St. Margarethen zu erleben. Weitere Engagements führten sie an die Oper Leipzig, das Theater Magdeburg, die Oper Halle, das Nationaltheater Weimar, die Salzburger Festspiele und das Theater Erfurt. Immer mehr CD-Aufnahmen dokumentieren ihre Vielseitigkeit. Dem Genre Lied fühlt sich Henriette Gödde sehr verbunden. Sie ist 1. Preisträgerin des Robert-Schumann-Wettbewerbes. Weitere Wertschätzung ihrer Arbeit dokumentieren u. a. der 2. Preis des Bundeswettbewerbes Gesang und der 1. Preis des Concorso Internazionale Musica Sacra Rom.
Konrad Schreiter studierte von 2002 bis 2008 an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelsohn Bartholdy in Leipzig Jazztrompete. Sein vielfältiges künstlerisches Schaffen bringt er seither in diversen Formationen, wie etwa der Big Band der Deutschen Oper Berlin, der Big Band der Robert Schumann Philharmonie oder der Leipziger Big Band Spielvereinigung Sued ein. Zudem wirkte er bisher an mehr als 20 Theater- und Musicalproduktionen mit. Seit seinem Studienabschluss übt Schreiter eine Lehrtätigkeit als Instrumentalpädagoge an verschiedenen Musikschulen in Sachsen aus. Zu diesen gehören etwa die Musik- und Kunstschule Leipziger Land sowie die Neue Musik Leipzig. Als Dozent für Workshops zu verschiedenen Themen war Konrad Schreiter beispielsweise für das Jugend Jazzorchester Sachsen tätig. Seit 2011 ist Konrad Schreiter mit der Geschäftsführung der Luisenburg Band GbR betraut und arbeitet in diesem Rahmen zusammen mit den Luisenburg Festspielen Wunsiedel.
Der GewandhausChor ist in seiner Geschichte eng mit dem Gewandhausorchester verbunden und kann auf eine Tradition von mehr als 150 Jahren zurückblicken. Berühmte Dirigenten haben mit dem Klangkörper zusammengearbeitet, darunter immer wieder die amtierenden Thomaskantoren und Gewandhauskapellmeister – zuletzt Herbert Blomstedt, Riccardo Chailly und Andris Nelsons.
Die Leitung des Chores liegt seit der Saison 2007/08 in den Händen von Gregor Meyer. Das Repertoire des Ensembles ist vielseitig, erfordert eine Flexible Stimme und die Bereitschaft, sich immer wieder auf neue programmatische Ansätze einzulassen. Besondere Projekte vergangener Spielzeiten waren u. a. die Zusammenarbeit mit dem Starposaunisten Nils Landgren, mit Tausendsassa Herbert Feuerstein, den Schauspielerinnen Katharina und Anna Thalbach oder die szenische Aufführung einer Version von Bachs Markuspassion in barrierefreier Konzeption für Gehörlose. Ein neues, spannendes Experiment wagte der Chor auch in der Zusammenarbeit mit dem innovativen Piano-Elektro-Künstler Martin Kohlstedt, deren Ergebnisse das Album Ströme und zahlreiche gemeinsame Konzerte in Deutschland waren. Weitere Höhepunkte der Chorarbeit sind Konzertreisen ins Ausland – zuletzt in den Vatikan, zum Lucerne Festival, den BBC Proms, in den Wiener Musikverein, nach Indien und Vietnam. Auch in aussergewöhnlichen Räumen wie dem Leipziger Bildermuseum, dem Völkerschlachtdenkmal, dem Theater am Rand, dem Krematorium auf dem Leipziger Südfriedhof oder der Kölner Kultkneipe "Weißer Holunder" ist der Chor schon aufgetreten. In Arne Birkenstocks erfolgreichem Dokumentarfilm "Sound of Heimat" waren die Sängerinnen und Sänger sogar auf der Kinoleinwand zu erleben. Regelmässig tritt der GewandhausChor mit weiteren renommierten Chören, dem Gewandhausorchester und anderen Instrumentalensembles auf.
Auf dem Gebiet der historisch orientierten Aufführungspraxis verbindet den GewandhausChor eine enge Zusammenarbeit mit der camerata lipsiensis. Immer wieder bringen beide Ensembles grosse romantische Oratorien zur Wiederaufführung – so Ferdinand Hillers "Zerstörung Jerusalems", Friedrich Schneiders "Weltgericht" und zuletzt Adolph Bernhard Marx’ Mose, deren Live-Mitschnitte von cpo veröffentlicht wurden.
Verschiedene weitere CD-, DVD-, Fernseh- und Radio-Produktionen belegen die vielseitige künstlerische Arbeit des Ensembles, u. a. eine CD mit geistlichen Werken Franz Liszts, Aufnahmen sämtlicher Choralkantaten Max Regers oder von Mendelssohns Reformationssinfonie in einer Fassung für Chor, Soli und Orchester sowie eine CD mit L’art de passage, die sich dem Schaffen Friedrich Silchers in sehr freien Arrangements nähert.
Das Konzert wird unterstützt
von der Zürcher Kantonalbank
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